Angesichts der Steuerbelastung in unserem Land ist das Interesse und die Nachfrage nach „Steuerfreien Dividenden“ immens. Google zeigt mehr als 200.000 Treffer an.

Das gilt aber nur dann, wenn die Aktie noch von einem Kauf vor 2009 im Depot liegt oder eine Spezialform der Dividendenausschüttung – der steuerfreien Dividenden – vorliegt, die im Kern eigentlich keine „steuerfreie Dividende“ ist: die Steuerbelastung wird nur dem Finanzamt gestundet. Die sogenannten „steuerfreien Dividenden“ werden über die Haltedauer kaufpreismindernd fortgeschrieben. Beim Verkauf der Aktie wird die Abgeltungsteuer ohne wenn und aber fällig – und zwar auf die Differenz zwischen Verkaufspreis und ursprünglichem Kaufpreis, der um die erhaltenen Dividenden gekürzt wird.

Außerdem muss noch eine zweite Klippe umschifft werden: Die Dividenden dürfen nicht aus den aufgelaufenen Gewinnen der Unternehmen, sondern müssen aus dem steuerlichen Einlagekonto gem. § 27 Abs. 1 KStG ausgekehrt werden, was sich wiederum aus geleisteten Einlagen speist. Dabei handelt es sich freilich nicht um ein spezielles Sonderkonto der Buchführungsabteilung, und ist dementsprechend in der Bilanz des Geschäftsberichts auch nicht ersichtlich.

Populär bei heimischen Anlegern sind steuerfreie Dividenden vermutlich deshalb so sehr, weil der Steuerstundungseffekt von Vorteil ist, wenn der Pauschbetrag für das Steuerjahr bereits ausgeschöpft ist.

Das ist die Theorie. In der Praxis ist es extrem zeitaufwendig Aktiengesellschaften ausfindig zu machen, die ihre Dividende aus dem steuerlichen Einlagekonto zahlen. Das Internet liefert die „alten Hüte“ wie die Deutsche Telekom oder die Deutsche Post. Ansonsten tauchen häufig Firmen auf, die keine steuerfreien Dividenden mehr zahlen – etwa All For One Steeb, Mensch und Maschine, Nexus, Vita 34 oder Encavis (ehemals Capital Stage).

Wir haben 20 Unternehmen lokalisiert, die auch für 2017 – also zahlbar nach der Hauptversammlung (HV) 2018 – ganz oder teilweise steuerfrei ausschütten. Neu ist der SDAX-Aufsteiger Jost-Werke. Zwar ist der Anteilschein des Lkw-Zulieferers kein Rendite-Hit, aber immerhin eine Option für gewogene Anleger. Interessant sind außerdem Adesso und der Softwarespezialist PSI. Klassiker bleiben nach wie vor Freenet, Vonovia und LEG Immobilien. Die Deutsche EuroShop und der Autowaschanlagenhersteller WashTec bieten für die aktuelle HV-Saison attraktive Dividenden – steuerfrei ist davon jedoch nur ein Teil. Bei WashTec sind es voraussichtlich knapp 37 Prozent, bei der Deutsche EuroShop steht die Höhe noch nicht fest.

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