Ab heute, dem 13. Januar gilt die „PSD2“-Richtlinie.
Was bedeutet das für den Alltäglichen Bank- und Zahlungsverkehr: Banken haben nicht mehr das Monopol beim Zugriff auf Kontodaten !!! Hinter den unscheinbaren „Änderungen von Vertragsbedingungen“, die viele Verbraucher in den vergangenen Wochen von ihrer Bank bekommen haben, steckt die neue EU-Regel, die Schätzungen zufolge mehr als eine Milliarde Konten in Europa betrifft. Sie soll den Zahlungsverkehr bequemer, billiger und sicherer machen.
Künftig müssen Banken und Finanzdienstleistungsinstuitute auch Drittanbietern wie Finanz-Start-ups (Fintechs) den Zugriff auf Konten und Daten ihrer Kunden ermöglichen. So gibt es Firmen, die Zinsen verschiedener Banken für Tagesgeld vergleichen und den Geldtransfer dorthin anbieten. Weitere helfen Verbrauchern beim Sparen, in dem sie automatisch kleine Beträge zur Seite legen. Kunden könnten mit Angeboten von Fintechs etwa mehrere Konten auf einen Blick sehen und Geld anstatt per Hausbank über Drittfirmen überweisen.
Aber auch für jene, die gar keine Dienste von Drittfirmen wünschen, gibt es weitreichende Änderungen: So mussten Verbracher bisher bei Missbrauch der Bank- oder Kreditkarte oder von Kennziffern im Online-Banking für Schäden bis zu 150 Euro haften, solange sie Karte oder Internet-Konto nicht gesperrt hatten. Künftig sinkt diese Haftungsgrenze laut Bankenverband auf 50 Euro. Nur bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz haften Kunden weiter unbeschränkt.
Kreditkarte kann nicht mehr ungefragt blockiert werden
Bei der Reservierung von Mietwagen oder Hotels beispielsweise dürfen Firmen zur Sicherheit automatisch einen gewissen Betrag auf der Kreditkarte von Kunden blockieren. Nun muss der Verbraucher dem zustimmen.
Online Überweisung
Ferner sollen strengere Regeln vor Betrug bei Online-Zahlungen schützen. Mit „PSD2“ reicht es nicht mehr, wenn Kunden Kartendaten und Kontonummer oder Nutzername und Kennwort bei Zahldiensten eingeben. Für online Überweisung braucht es jetzt Fingerabdruck oder eine SMS. Ein zweites, andersartiges Merkmal wie ein Fingerabdruck oder eine SMS ans eigene Smartphone soll die Sicherheit erhöhen. Die Gebühren, etwa für Überweisungen, dürften hingegen kaum sinken. Deutschland ist im europäischen Vergleich schon günstig.
Vorsicht: Hoheit über ihre Bankingdaten
Angeblich müssen Verbraucher aber nicht fürchten, dass Firmen unkontrolliert auf ihre Daten zugreifen. Sie müssen ihnen die Weitergabe ausdrücklich erlauben, der Zugriff geschieht über die Hausbank und nur für den angefragten Zweck. Die EU hat das maschinengesteuerte Auslesen von Girokonten, das Auskunft über sämtliche Zahlungen und Gewohnheiten von Bankkunden gibt, verboten. „Kunden können sich auf Datensicherheit verlassen“, betont der Bundesverband deutscher Banken. Finanzmakler in Berlin aber auch unabhängige Vermögensverwaltungen haben darauf hingewiesen, dass es im Moment noch kein Bewusstsein für die Sicherheit der Daten gibt und es schon zu häufigen Missbrauchsfällen, die nicht einmal geahndet wurden, gekommen ist. Experten erwarten, dass dies eine der größten Veränderungen im Bankwesen seit vielen Jahren sein wird und vergleichen das schon mit historischen Marken wie der Einführung der ersten Kreditkarten Ende der 1950er Jahre oder digitalen Überweisungen ab der Jahrtausendwende.