Ein typischer Tag an der Frankfurter Börse: Der Tagesgewinner im Dax ist, beispielweise Fresenius. Das Unternehmen liegt in der Mittagszeit mit einem Plus von nur 1,6 Prozent vorn. Im M-Dax kommt der Tagesfavorit auf ein Plus von 6,8 Prozent. Im S-Dax verzeichnet der Spitzenreiter ein Plus von 9,8 Prozent. Aber im Marktsegment Scale den kleinsten Aktien können mit dem Tagesfavorit 10,7 Prozent Profit mitgenommen werden. Deutschlands Investmentqualität liegt in den hoch spezialisierten mittelständischen Betrieben. Jene Unternehmen, die kurz vor der Aufnahme in den Dax stehen.
Die Börsenpimpfe haben derzeit eindeutig die Nase vorn. Allerdings gilt auch: Je kleiner die Marktkapitalisierung der Unternehmen desto schneller kann der Kurs mit nur wenigen Käufen oder Verkäufen nach oben oder nach unten schnellen. Investoren brauchen Sicherheit. Die Hidden Champions sind also die Unternehmen, die groß genug sind, um möglichst immun gegen solche Kurs-Manipulationen zu sein. Sie haben daher mindestens eine Größe von 500 Millionen bis einer Milliarde Marktkapitalisierung; sie haben ein einzigartiges Geschäftsmodell, konzentrieren sich auf einen Markt, in dem sie keine oder nur wenige Konkurrenten haben, haben einen niedrigen KGV, sind noch von den Gründern oder Familien als Verantwortliche geführt.
Mittelstandsinvestments mit klarem Geschäftsmodell
Im S-Dax finden finden sich viele Erfolgsgeschichten: PVA Tebla, Teamviewer, oder Hello Fresh, ein Lieferservice von Lebensmitteln für Haushalte, die gerne selber kochen. Der Börsenkurs des Unternehmens legte in den vergangenen zwölf Monaten um 180 Prozent zu. (Stand: 1.2021)
Ganz klein sind sie mit über 500 Millionen Marktkapitalisierung nicht mehr, aber oho! Warum nur sind die Kleinen angesichts der hohen Unsicherheit an den Märkten die bevorzugten Investments? Ein Grund ist mit Sicherheit, dass kleine Unternehmen in den meisten Fällen ein klares Geschäftsmodell haben. Wer in Hello Fresh investiert, bekommt zu 100 Prozent einen Lieferservice für Lebensmittel und profitiert damit vom Boom des Online-Handels in Corona-Zeiten. Größere Unternehmen, die an der Börse notiert sind, haben oft ein stationäres Geschäft im Portefeuille, sind in verschiedenen Geschäftsfeldern unterwegs, haben Betriebsräte, sind schwerfällig ohne Ende, sind reguliert bis zum Stehkragen und dementsprechend schwerfällig. Der Lockdown zeigt das wie unter einer Lupe.
Andere Unternehmen wie PVA Tepla – Halbleiterproduktion – profitieren unter anderem auch von der Politik: Die EU verfolgt mit dem „Digital Compass“, daß die Produktion von Halbleitern – zu mindestens von 28% der weltweiten Herstellung – wieder in der EU angesiedelt ist. PVA aus Deutschland, Nähe Gießen, ist eines der spezialisierten und größeren Unternehmen in der Branche.
Mit den „Bewertungswinzlingen“ können die Anleger somit gezielt in die großen Trends investieren, die derzeit die Investmentstimmung an der Börse bestimmen: Die Unternehmen der Nebenwerte-Indizes, die auf der einen Seite mit einem starken, leicht zu identifizierenden Geschäftsmodell aufwarten, die vom Digitalisierungsschub profitieren und mit den großen weltweiten Megatrends mitschwimmen können.
IPO-Markt: Mittelständler als mögliche Investmentrakete
IPO heißt Initial Public Offering – auf Deutsch: Börsengang. Der weltweite Markt für Börsengänge kommt mächtig in Schwung. Man könnte fast von einem neuen Gründer-Zeitalter sprechen. Neben dem Technologiesektor stehen vor allem auch Aktien aus der Healthcare-Branche im Fokus der Investoren. Aus gutem Grund: Der wichtigste Treiber des IPO-Geschehens ist nach wie vor die enorm hohe Liquidität, die im Markt ist und nach Anlagemöglichkeiten in Aktieninvestments als Sachanlage sucht. Bereits 2020 war nach einer Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young) war mit 1322 Börsengängen ein überraschend starkes IPO-Jahr; 15 Prozent mehr als noch 2019. Das weltweite Aktien-Emissionsvolumen stieg sogar um 26 Prozent auf 263 Milliarden US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2010.
Wer schlau ist, steigt schon vor dem Börsengang ein, und nimmt frühzeitig die ersten Bewegungen der Aktie mit. Ein gelungenes Investment war die Beteiligung an dem schwedischen Unternehmen Renewcell: sie machen aus Altkleidern neue Garne und Rohmaterial für neue Kleider! Die Anteile hat der Fonds als Venture Capital gekauft, vor der Einwertung in Aktien. Emissionsgewinn, 51,3% bei 115 Schwedischen Kronen pro Anteil. Heute liegt der Investmentprofit 129,6% (Stand 09.03.2021).
Investments in die Megatrends: Tech- und Healthcare-Unternehmen im Fokus
Die Corona-Krise beschleunigt wichtige Trends: Neben dem Technologiesektor ist der Gesundheitssektor im IPO-Markt im Investment Fokus. So entfielen im Jahr 2020 immerhin knapp 20 Prozent der weltweiten Emissionserlöse auf IPOs von Unternehmen aus dem Healthcare-Bereich. Maßgeblich dazu beigetragen hat das IPO von JD Health. Das Gesundheitsgeschäft des chinesischen Onlinehändlers JD.com hat bei seinem Börsengang in Hongkong knapp 4 Mrd. Dollar eingenommen. Kein Wunder: In China ist JD Health bei der Online-Verschreibung, beim Verkauf und Vertrieb von Arzneien der größte Wettbewerber von Alibaba Health Information Technology. Bis Ende 2021 will JD Health mehr als 100 Millionen Nutzer erreichen.
Doch auch andere Börsengänge waren sehr erfolgreich – ein Zeichen für die ungebrochene Innovationskraft der Branche. Unter den 10 größten waren Cathay Biotech, CanSino Biologics und Junshi Bioscience. Bei diesen Biotechfirmen in der Healthcare-Branche konnten Anleger einen legendären Investment-Profit einheimsen.
Anfang Januar 2021 fand zudem der Börsengang von Yidu Tech statt, einer auf Cloudlösungen für Spitäler spezialisierten Technologiegesellschaft. Auch in den USA gab es mit den Diagnostikfirmen Burning Rock und Genetron interessante IPOs von chinesischen Unternehmen. Bereits im Dezember starteten an der Nasdaq erstmals die Aktien von Seer, eine, aufstrebenden Life Sciences Tool Unternehmen im Bereich der Proteinanalyse.
Investmentprofit aus soliden Bilanzen und hohen Cashflows
2021 sind weitere Börsengänge von vielversprechenden Unternehmen aus dem Digital Health-Bereich zu erwarten. Das bedeutet aber nicht, daß die Kurse solcher Unternehmen stark schwanken können. Zwar haben solche Unternehmen in Krisenzeiten nur geringe Einbußen, einen konstanten soliden Ertrag, punkten mit soliden Bilanzen, geringer Verschuldung und hohen Cashflows. Allerdings sind sie auch in sämtlichen Indices vertreten, die über den beispielsweise ETF Handel und andere Faktoren beeinflusst werden. Der Kurs kann also fallen, obwohl sich die Geschäftszahlen und das Businessmodell konstant geblieben sind.
Die Gesundheitsexperten setzen bei Ihren Investments meist auf Aktien von jungen Unternehmen mit einem großen langfristiges Wertsteigerungspotenzial. Alleine im Jahr 2020 kamen dafür 15 IPOs in Frage, die zu einem ganz wesentlichen Investmentprofit beigetragen haben.
Investments nicht nur in Digitalunternehmen
Dabei müssen es nicht immer Digitalunternehmen sein. Auch Unternehmen aus der alten Technologiewelt profitieren, wenn sie sich erfolgreich auf den strukturellen Wandel hin zum Digitalen einstellen. Das ist beipielsweise der Hersteller von Elektrowerkzeugen Einhell in Deutschland. Solche Aktientitel haben seit Mitte Januar 2020 um mehr als 80 Prozent zugelegt. Da die Kneipen zu und die Fußballstadien geschlossen sind, werden offenbar besonders viele deutsche Heimwerker häuslich aktiv.
Investments in agiles Geschäftsmodelle, statt hoher Liquidität und Markkapitalisierung
Dennoch bevorzugen in unsicheren Zeiten die großen institutionellen Investoren, die großen Aktien-Titel, die eine hohe Liquidität im Börsenhandel aufweisen und leicht abgestoßen werden können. Für den Fall, daß die Stimmung sich an den Märkten schlagartig verschlechtert. Von solchen Ängsten war im vergangenen Jahr jedoch nichts zu spüren. Zwar hat der Dax in den vergangenen zwölf Monaten trotz Corona-Krise zugelegt. Der Index Scale 30, der 30 größten Titel im Brutkasten der Kleinen erhöhte sich in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als sensationelle 30 Prozent.
Sicher, einige Titel im Scale-Segment haben hohe Kursverluste erlitten. Vectron etwa, ein Softwareunternehmen, das den Einzelhandel mit Kassensystemen ausstattet, büßte in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 40 Prozent Börsenwert ein. Nicht überraschend, wo doch der Einzelhandel seit vielen Monaten im Notbetrieb fährt.
Wie die Investments von Durchschnittskursen profitieren
Auch bei den kleinen Unternehmen gilt, was für Aktien-Investments in die Großen richtig ist: Nur wer langfristig in Aktien anlegt, und bei Kurstürzen nach unten nachkauft und nicht abstößt, wird über die Dauer nachhaltigen, großen Erfolg haben. Voraussetzung ist natürlich, daß die Aktienstrategie in Verhältnis zum Anlagehorizont, Vermögen, Ziel und Zweck die richtige ist.
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